Das kleine Museum am Rande der Stadt

Im Heimatmuseum Haffen wird ein neues Konzept umgesetzt. Viele Ehrenamtler helfen beim Umbau mit.

Vor mehr als 50 Jahren wurde das „Kleine Museum am Rande der Stadt” in der ehemaligen Velthuysenschule in Haffen vom 1961 gegründeten Heimatverein „Heimatfreunde Haffen-Mehr e.V.“ eröffnet. Auf rund 250 Quadratmetern führte es durch die junge und alte Geschichte der Menschen in Haffen und Mehr. Es zeigte unter anderem wie sie lebten, arbeiteten, Traditionen bewahrten, Feste feierten und auch mit Natur-und Kriegsgewalten fertigwurden. Dauerausstellungen wie „Die gute Stube“, „Das Leben am Strom“ mit alten Fotos und Bildern vom Hochwasser auf Lohrwardt im Winter 1926 und die Sammlung alter Schriften und Berichte vom Heimatforscher Hermann Obbeck prägten das Museumsbild.

Zurzeit wird umgebaut. „Wir haben ein neues Konzept entwickelt. Handwerk und das Leben in früheren Zeiten – das wird in vielen anderen Museum gut präsentiert. Da unser Platz hier begrenzt ist, wollten wir uns auf Schwerpunkte beschränken, die unsere Dörfer prägen und unsere Identität zeigen“, erklärt Albert Bömer, Kassierer des Heimatvereins und Ansprechpartner für das Museum. Geschichte war immer schon ein Steckenpferd des Mehrers, der bei den Unterstützern des Museums ein tolles Wir-Gefühl erlebt und sich gerne einbringt, um etwas gemeinsam auf die Beine zu stellen. „Wir haben uns zum Ziel gesetzt, die ereignisreiche Vergangenheit unserer Heimat erlebbar und dabei den Bezug zur Gegenwart deutlich zu machen. Dazu zählen unter anderem die Themen Natur, Landwirtschaft, aber vor allem auch die Auskiesung, die das Landschaftsbild der umliegenden Orte stark geprägt hat. Dieses soll entsprechend dokumentiert werden.“ Dazu sei ein grundlegender Umbau des Museums nötig geworden. Man sei sehr gut unterstützt worden von verschiedenen Institutionen, Handwerksbetrieben, Banken und Privatpersonen. „Enttäuscht bin ich von der Kiesindustrie, von deren Seite gab es leider keinerlei Unterstützung.“

Umso erfreulicher sei die vielseitige Hilfe von Ehrenamtlern aus Mehr, Haffen und Mehrhoog – der Ort gehörte vor der kommunalen Neuordnung im Jahr 1975 ebenfalls noch zum Kreis. Rund zehn bis 15 Helfer treffen sich seit über eineinhalb Jahren regelmäßig, um das kleine Museum neu zu gestalten. Zunächst wurde der Eingangsbereich erneuert. Vitrinen, Schränke und Dioramen, in denen Tiere in ihrer Lebenswelt dargestellt werden, konnten die Heimatfreunde Haffen-Mehr vom Diersfordter „Museum im Eiskeller“, das vor einigen Monaten geschlossen wurde, übernehmen. Dokumente, Urkunden, Fotos werden gesichtet und sortiert.

Auch Althergebrachtes soll weiter präsentiert werden: In der „guten Stube“ sind Möbel, Trachten und historische Fotos zu sehen. Und es wird neue Exponate geben. Die Heimatfreunde haben Kontakt zum Rheinischen Landesmuseum in Bonn aufgenommen, von dort bekommen sie archäologische Funde wie ein germanisches Trinkhorn, Schwerter, Graburnen und Gebrauchsgegenstände, die in den neuen Vitrinen Platz finden werden. „Wir hatten auf unserem Gemeindegrund vier germanische Siedlungen, die leider nicht mehr bestehen, aber von denen es Funde gibt“, weiß Bömer. Und dann existiert noch die älteste germanische Münze aus den Jahren vor Christus, die ein Sondengänger in der Umgebung fand.
Auch über berühmte Persönlichkeiten soll etwas in die Ausstellung kommen. Der bekannte und erfolgreiche Handballtrainer Vlado Stenzel lebte einige Zeit in Mehr.

Der Museumskreis trifft sich in regelmäßigen Abständen und archiviert und digitalisiert vorhandene Exponate, forscht über die Geschichte und plant Ausstellungen und Aktionen. Viele alte ortsrelevante Schriftstücke und Bilder wurden schon digitalisiert und stehen den Besuchern im Museum zur Verfügung. So wurden beispielsweise über 5000 Totenzettel digitalisiert, auf denen man die Lebensgeschichten verschiedener Dorfbewohner nachlesen kann und Ahnenforschung betreiben kann.

Was in die neue Ausstellung kommt, das wird gemeinsam beraten. Im größten Raum wurde auf dem Fußboden ein Luftbild der umgebenden Landschaft aufgebracht, auf dem verschiedene Gewässer und Örtlichkeiten zu sehen sind. Sie wurden durchnummeriert und aufgelistet. „Wir können uns vorstellen, dass wir Informationen über die einzelnen Orte digitalisieren und diese dann über ein Tablet oder Touchscreen abgerufen werden können“, erklärt Johannes Helling, seit 19 Jahren Vorsitzender der Heimatfreunde. Er ist mit viel Leidenschaft dabei, mit den Vereinsmitgliedern Veranstaltungen wie Erntedank, Blumenpflanzaktionen, das Aufhängen der Weihnachtsbeleuchtung oder eben den Umbau des Museums zu organisieren. „Es ist toll, wie groß das Engagement in den Dörfern ist“, lobt er.
Im umgebauten Museum soll auch die Möglichkeit geboten werden, geschichtliche Vorträge und Treffen in den Räumlichkeiten abzuhalten. Dazu wurden 50 Stühle angeschafft, das Museum verfügt über Beamer, Leinwand und Beschallung. „Wir können uns vorstellen, dass Schulklassen, Radfahrgruppen, Heimatvereine, Landfrauen und andere Vereine zu uns kommen“, so Helling. Themen für Vorträge gibt es genug, beispielsweise jährt sich die Kommunale Neuordnung im nächsten Jahr zum 50. Mal und vor 80 Jahren fand der Rheinübergang der Alliierten statt. 1926 – also vor fast 100 Jahren – gab es das Rheinhochwasser, bei dem ein Deichdurchbruch drohte. Fotos, Unterlagen und Material für Vorträge seien genügend vorhanden. So soll die Ausstellung im Heimatmuseum auch keine starre werden, sondern immer mal mit wechselnden Exponaten ausgestattet werden.
Bis zur Wiedereröffnung ist noch viel Arbeit zu tun. Trotzdem hoffen alle, dass es zu Beginn des neuen Jahres dazu kommt. „Wir freuen uns darauf und hoffen, dass wir dann im nächsten Jahr viele Besucher begrüßen können, die sich für die Geschichte unserer Dörfer interessieren“, lädt Johannes Helling ein.

INFO: Die Heimatfreunde Haffen-Mehr suchen heimatlich Interessierte, die dabei helfen, die Museumsexponate zu sichten, zu sortieren und zu digitalisieren. Oder sich anderweitig einbringen möchten. Ansprechpartner ist Albert Bömer unter albertboemer@aol.de. Wer alte Fotografien oder weitere wichtige Exponate von den Gemeinden besitzt, kann im Museum Kopien erstellen lassen, die dann der Allgemeinheit zur Verfügung gestellt werden können.

 

von Monika Hartjes

in “Unsere Heimat” – Anzeigensonderveröffentlichung